Pietro Scherer
Eine RAM-Disk stellt einen Teil des Arbeitsspeichers
unter Windows so zur Verfügung, als handle es sich um einen tatsächlich
vorhandenen Datenträger. Die RAM-Disk bekommt also einen Laufwerkbuchstaben.
Eine solche RAM-Disk lässt sich als
SSD-Ersatz, als SSD-Schoner, als Datenschredder oder als Programme-Turbo
verwenden.
RAM-Disk: Den hier
geöffneten Datenträger mit dem Buchstaben „R:“ gibt es gar nicht. Es handelt
sich in Wirklichkeit um einen Teil des Arbeitsspeichers
RAM-Disk: Den hier geöffneten Datenträger mit dem
Buchstaben „R:“ gibt es gar nicht. Es handelt sich in Wirklichkeit um einen
Teil des Arbeitsspeichers
Wie das funktioniert, welche Software Sie dazu benötigen
und wie Sie die RAM-Disk dann einsetzen, lesen Sie in diesem Artikel.
Was ist eine RAM-Disk?
Eine RAM-Disk ist ein virtueller Datenträger. Das
bedeutet, dass keine physische Entsprechung wie eine Festplatte, eine SSD, ein
USB-Stick oder ein DVD-Laufwerk existiert. Die RAM-Disk existiert lediglich im
Arbeitsspeicher.
Dazu zweigt zum Beispiel ein Programm wie RAM Disk einen
Teil des Arbeitsspeichers ab und stellt ihn als Datenträger bereit, der von
Windows einen eigenen Laufwerkbuchstaben bekommt. Die RAM-Disk
verhält sich wie ein ganz normales Laufwerk. Mit dem
Windows-Explorer und anderen Programmen lassen sich auf der RAM-Disk dann
Ordner und Dateien erstellen, bearbeiten und auch löschen.
Es gibt aber zwei Unterschiede zu normalen Datenträgern.
Erstens wird eine RAM-Disk durch Treiber und Programme simuliert. Sie ist also
erst verfügbar, wenn Windows und das RAM-Disk-Programm gestartet wurden.
Festplatten und SSDs stehen schon nach der Initialisierung des Rechners durch
das BIOS oder UEFI bereit, sodass sich dort ein Betriebssystem installieren
lässt.
Zweitens gehen alle Dateien und Ordner, die Sie auf einer
RAM-Disk speichern, direkt nach dem Ausschalten des Rechners verloren. Denn RAM
ist ein flüchtiger Speicher, der seine Daten nur dann behalten kann, wenn er
unter Strom steht.
RAM-Disk schneller
als SSD
Tempovergleich: Im direkten Vergleich erreichte eine
RAM-Disk auf unserem Testsystem die 61-fache Leserate einer Festplatte und die
12-fache Leserate einer SSD
Tempovergleich: Im direkten Vergleich erreichte eine
RAM-Disk auf unserem Testsystem die 61-fache Leserate einer Festplatte und die
12-fache Leserate einer SSD
Eine RAM-Disk ist schnell – sehr schnell. Denn die
Dateien werden direkt in den Arbeitsspeicher geschrieben und direkt aus dem
Arbeitsspeicher gelesen. Die Datenrate liegt also um ein Vielfaches höher als
bei SSDs und Festplatten.
Heute üblicher DDR3-Arbeitsspeicher mit einem Takt von
1600 MHz erreicht eine maximale Datenrate von 25.600 MByte/s, als RAM-Disk
verwendet schaffte er in unserem Test lesend immerhin 5861 MByte/s. Gute SSDs
kommen hingegen auf um die 500 MByte/s, schaffen also nur ein Zwölftel der
Datenrate der RAM-Disk.
Keine dauerhafte
Speicherung
Der Flüchtigkeit der RAM-Disk lässt sich entgegenwirken.
Dazu wird beim Herunterfahren von Windows der gesamte Inhalt der RAM-Disk in
eine Image-Datei geschrieben. Zwar verliert die RAM-Disk nach dem Ausschalten
des PCs trotzdem ihren Inhalt, es existiert aber eine vollständige Kopie der
Daten in einer Datei, die auf der Festplatte oder der SSD gespeichert wird.
Beim nächsten Start des PCs initialisiert das Tool RAM
Disk die RAM-Disk neu, liest die beim letzten Ausschalten geschriebene
Image-Datei ein und kopiert den gesamten Inhalt in die neu initialisierte
RAM-Disk.
2 GByte RAM genügen schon
Sie benötigen nicht übermäßig viel Arbeitsspeicher, um
eine RAM-Disk zu erstellen. Verwenden Sie aber immer nur einen kleinen Teil des
Arbeitsspeichers.
Arbeitsspeicher wird sowohl für das Betriebssystem als
auch für die ausgeführten Programme benötigt. Windows lädt die kompletten
Programme zur Ausführung in den Arbeitsspeicher und die Programme legen im RAM
verschiedenste Daten ab.
Für Windows 7 sind deshalb mindestens 1 GByte
Arbeitsspeicher notwendig. Alles darunter
bremst den Rechner unnötig aus. Denn wenn der Arbeitsspeicher vollläuft, dann lagert Windows nicht dringend benötigte Daten auf die Festplatte oder die SSD aus. Und diese Auslagerungsarbeit bremst den gesamten Rechner aus.
bremst den Rechner unnötig aus. Denn wenn der Arbeitsspeicher vollläuft, dann lagert Windows nicht dringend benötigte Daten auf die Festplatte oder die SSD aus. Und diese Auslagerungsarbeit bremst den gesamten Rechner aus.
1 GByte: Verfügt Ihr Rechner nur über 1 GByte
Arbeitsspeicher, dann verzichten Sie auf den Einsatz einer RAM-Disk. Die
Geschwindigkeitsnachteile würden überwiegen.
2 GByte: Haben Sie 2 GByte Arbeitsspeicher,
dann können Sie der RAM-Disk ruhig 128 bis 256 MByte zuteilen. Das reicht, um
die RAM-Disk als SSD-Schoner zu verwenden.
4 GByte: Bei 4 GByte Arbeitsspeicher dürfen
Sie bereits großzügig sein und der RAM-Disk bis zu 1 GByte Kapazität zuteilen.
Die RAM-Disk eignet sich dann als Programme-Turbo und SSD-Schoner.
Ab 8 GByte: Ab 8 GByte Arbeitsspeicher können
Sie für die RAM-Disk bis zu 4 GByte abzweigen. Die RAM-Disk eignet sich dann
für alle vorgeschlagenen Einsatzzwecke.
Nur 4 GByte für die RAM-Disk
Bei 4 GByte ist aber auch die Grenze erreicht. Denn
RAM-Disks mit mehr Kapazität als 4 GByte lassen sich mit der Freeware-Version
von RAM Disk nicht erstellen. Dazu müssten Sie erst die Kaufversion des
Programms erwerben.
Keine gute Idee I: Auslagerungsdatei auslagern
Auf eine Idee, die in diversen Foren herumgeistert,
sollten Sie besser verzichten, nämlich die Auslagerungsdatei von Windows auf
einer RAM-Disk abzulegen. Das wäre kontraproduktiv.
Ein Teil der Auslagerungsdatei ist zum Beispiel
„C:\pagefile.sys“. In diese Datei lagert Windows alle Daten aus, die nicht mehr
in das RAM passen, weil Ihr PC entweder zu wenig Arbeitsspeicher hat oder Sie
zu viele Programme gleichzeitig ausführen.
Wenn Sie die Auslagerungsdatei von Windows auf eine
RAM-Disk verlegen, dann füllen Sie das RAM mit Daten, die dort nicht
hineingepasst haben und deshalb ausgelagert wurden.
Keine gute Idee II: Adobe Photoshop tunen
Photoshop nutzt immer sämtlichen verfügbaren
Arbeitsspeicher. Photoshops Auslagerungsdatei auf die RAM-Disk zu verlegen
lohnt also auch nicht, weil Sie so den Arbeitsspeicher reduzieren.
RAM-Disk erstellen
Zuerst installieren Sie das Tool RAM Disk. Es konfiguriert die RAM-Disk und installiert alle
notwendigen Treiber. Zum Schluss müssen Sie die RAM-Disk noch formatieren.
RAM Disk installieren
Starten Sie das Installationsprogramm von RAM Disk.
Klicken Sie zuerst auf „Next“ und bestätigen Sie danach die Lizenzvereinbarung,
indem Sie die Option „I accept the license agreement“ wählen. Klicken Sie dann
viermal auf „Next“ und bestätigen Sie die Rückfrage der Benutzerkontensteuerung
mit „Ja“.
Beenden Sie die Installation mit einem Klick auf
„Finish“.
RAM-Disk konfigurieren
Rufen Sie RAM Disk aus dem Startmenü von Windows auf,
indem Sie auf „Start, RAMDisk Konfiguration Utility“ klicken. Das Tool benötigt
Administratorrechte. Bestätigen Sie daher die Rückfrage der
Benutzerkontensteuerung mit einem Klick auf „Ja“.
Auf den folgenden Registerkarten konfigurieren Sie Ihre
RAM-Disk.
Settings: Hier legen Sie die grundsätzlichen
Eigenschaften der RAM-Disk fest. Geben Sie in das Feld „Disk Size“ die Menge an
Arbeitsspeicher in Megabyte ein, die für Ihre RAM-Disk verwendet werden soll.
Rechts daneben wählen Sie das Dateisystem für die RAM-Disk. Unabhängig davon,
wofür Sie die RAM-Disk verwenden, wählen Sie hier immer „Unformatted“.
Formatieren Sie die RAM-Disk dann später mit NTFS.
Load/Save: Wenn der Inhalt der RAM-Disk beim
Ausschalten des Rechners gespeichert und beim nächsten Start von Windows wieder
geladen werden soll, dann legen Sie das hier fest. Setzen Sie erst ein Häkchen
bei „Save Disk Image on Shutdown“. Legen Sie dann einen Speicherort und einen
Dateinamen fest, idealerweise auf Ihrer Datenpartition, etwa D:\ramdisk.img.
Setzen Sie auch ein Häkchen bei „AutoSave“, dann wird der
Inhalt der RAM-Disk alle 300 Sekunden gespeichert. Erstellen Sie die Datei mit
„Save Disk Image Now“.
Setzen Sie danach ein Häkchen bei „Load Disk Image at
Startup“. Geben Sie bei „Filename“ den gleichen Dateinamen wie zuvor ein, etwa D:\ramdisk.img.
Wählen Sie „File, Save Settings“, um diese Einstellungen zu speichern.
Event Log und Options: Die auf diesen
Registerkarten angebotenen Optionen brauchen Sie für den normalen Einsatz der
RAM-Disk nicht.
Erster Start und Konfiguration
Sobald Sie alles konfiguriert haben, klicken Sie auf
„Start RAMDisk“. Beim ersten Start installiert RAM Disk noch alle notwendigen
Treiber unter Windows. Bestätigen Sie die Installation der Gerätesoftware daher
mit „Installieren“.
Sobald die RAM-Disk erfolgreich initialisiert wurde,
steht in der Statuszeile von RAM Disk der Hinweis „Dataram RAMDisk started
successfully“.
Beenden oder umkonfigurieren lässt sich die RAM-Disk,
indem Sie auf „Stopp RAMDisk“ klicken.
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